Bildungsmessen wie die Binea sind eine gute Möglichkeit, sich darüber zu informieren, welche Berufe es gibt und welche Weiterbildungsmöglichkeiten einem offen stehen. Denn für junge Menschen ist die Entscheidung für eine bestimmte Ausbildung eine der wichtigsten überhaupt. Gut, wenn sie da Unterstützung bekommen, zum Beispiel durch die Eltern. Und das möglichst frühzeitig. Zum Beispiel auch darin, dass die Eltern ihre Kinder zur Messe begleiten.
Denn: Welcher Beruf soll es sein? Auf den allerletzten Metern der Schulzeit kommt diese Frage fast zu spät. , Zwei Jahre vor Schulentlassung sollten Eltern und Jugendliche sich um dieses Thema kümmern“, sagt Sibylle Riese, Berufsberaterin in der Arbeitsagentur. Zwar geht es um den Job des Kindes, doch die Eltern sind durchaus gefragt. „Man ist ohnehin immer Vor- bild als Mutter oder Vater“, sagt Riese. „Wie ich über meinen oder andere Berufe am Abendbrottisch spreche, überträgt sich aufs Kind." So kann ein Beruf Interesse wecken oder auch abschreckend wirken.
Infos über Berufsfelder
Eltern sollten laut Riese in zweierlei Hinsicht Ratgeber sein. Zum einen können sie das Kind dabei unterstützen, sich über Berufe schlauzumachen. Die Bundesagentur für Arbeit etwa bietet auf mehreren Webseiten ausführliche Informationen zu Berufsfeldern, oft mit Videos anschau- lich erklärt. Die Seiten Hochschulstart und Hochschulkompass informieren speziell über Studiengänge.
Zum anderen kennt kaum einer die Jugendlichen so gut wie die Eltern: „Wo liegen die Talente des Kindes, wo sind die Fähigkeiten im schulischen und privaten Bereich besonders ausgeprägt und wo geht das Herz auf, woran hat das Kind Freude?", so die Berufsberaterin.
Eltern sind auch Mutmacher. „Sie haben unbedingt die Aufgabe, emotional zu unterstützen“, sagt Riese. „Sie bauen bei Rückschlägen auf, wenn es vielleicht eine Absage gegeben oder ein Praktikum nicht so gut geklappt hat." Sie wirbt außerdem dafür, dass Eltern ihr Kind zu einer Berufsberatung begleiten.
So bekommt das Kind nicht das Gefühl, die ganze Last der Entscheidung alleine tragen zu müssen. Stattdessen übernehmen Eltern und Jugendliche gemeinsam die Verantwortung bei der Berufsfindung, der oder die Jugendliche idealerweise zu mindestens 51 Prozent“, sagt Riese.
Eltern sollten ihren Kindern vor allem zuhören, sagt Katja von Glinowiecki. Dazu gehört es etwa, offene Fragen zu stellen und den Nach- wuchs zu motivieren, mit Selbstvertrauen einen eigenen Weg zu finden. Die Orientierungscoachin plädiert außerdem dafür, auch gelassen zu bleiben. „Der Weg ist ja nicht zu Ende, auch wenn man noch einmal wechselt. Man gewinnt dadurch Erfahrung."
Bei einer Null-Bock-aufgarnichts-Haltung könnten Eltern versuchen, Anreize zu geben, indem sie zum Beispiel aufzeigen: „Was bringt es dir, dich jetzt mit deiner Berufswahl zu beschäftigen? Du hast mehr Freiheiten, bist nicht mehr so abhängig von uns ..." Das Eingeständnis, noch gar keinen Plan zu haben, ist kein Drama und kann am Anfang der Überlegungen stehen. ,,Berufswahl kann auch Freude machen“, ist Riese überzeugt.
Ins Gespräch kommen
Und wenn Kind und Eltern komplett entgegengesetzte Vorstellungen haben? ,,Eltern sollten immer überlegen: Gebe ich einen Rat oder projiziere ich meine eigenen Wünsche?“, sagt von Glinowiecki. Auch über scheinbar unrealistische Jobwünsche solle man ins Gespräch kommen. „Unbedingt ernst nehmen“, rät Sibylle Riese. Und dann weiterfragen: „Wie kommst du darauf?" Dann . kann man gemeinsam die konkreten Job-Anforderungen recherchieren und prüfen, ob es zum Kind passt.
Dritte können weiterhelfen und neue Perspektiven in Sachen Berufswahl ins Spiel bringen. Das kann die Klassenlehrerin sein oder ein Berufsberater, eine Coachin der Freunde, die das Kind gut kennen. Ein Blick von außen kann auch helfen, wenn Plan A nicht funktioniert hat. Denn auch das ist wichtig: sich nicht völlig auf einen ganz bestimmten Job zu fixieren. Riese spricht daher lieber von Berufsfeldern. ,,Ich versuche immer Mut zu machen: Du kannst dich auch mit ähnlichen Berufen anfreunden." dpa